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Die Kluft in der alten Kluft

Autorenbild: LevinLevin

Manchmal ist es gar nicht nötig an den abgelegensten Ort zu gelangen um eine Kluft zu finden. Im unteren rechten Ecken dieser alten Kluft, die schon mindestens 50 Jahre alt sein muss, hat sich das Gestein durch die Witterung leicht gelockert und hat eine weitere kleine Kluft offenbart.


Zunächst zeigte sich diese nur als kleiner Spalt, nicht grösser als 2cm, doch ein paar wenige Rauchquarz spitzen konnte man schon mit dem Hägli rausfischen. An diesem Tag war ich mit meiner Schwester unterwegs und mein einziges Ziel war es ein paar Spitzen für sie zu finden, da sie einmal reklamiert hat, dass wir nie etwas finden wenn sie dabei ist. Dann begann ich vorsichtig die Decke mit Hammer und Spitzeisen zu entfernen. Zu unserem Glück war sie bewachsen und somit konnten wir sogar ein kleines Rauchquarzgrüppli bergen.

Da ich die Stelle aber nur für einen kleinen Spalt hielt und wir bereits zufrieden waren mit den paar Rauchquarzgrüppli gingen wir weiter. Ich wollte noch etwas die Umgebung auskundschaften.

Am Abend, beim analysieren der Bilder, fiel uns plötzlich auf, dass das Gestein hinten wie ein Kluftdeckel aussah. Bei der nächsten Gelegenheit machten wir (Ich und mein Vater, meine Schwester wollte den Aufstieg nicht noch mal machen) uns wieder auf den Weg zur Stelle, dieses mal mit besserem Werkzeug und einer simplen Idee: Den etwa 1.5m langen Kluftdeckel zu entfernen und darunter eine Kluft zu finden.

Zu Beginn war dieser Plan noch relativ einfach, da dort das Gestein noch Spröde und der Deckel nur ca. 15cm dick war. Und tatsächlich wurden der Spalt und auch die Kristalle schon bald grösser. Immer wieder konnten wir bis zu 8cm grosse Einzelspitzen aus dem Lehm fischen. Doch leider blieb es auch sehr lange dabei. Unzählige Einzelspitzen stecken im Lehm doch kein einziges Grüppli oder ein paar zusammenhängende Kristalle. Höchst wahrscheinlich wurden die Kristalle vom Eis auseinandergebrochen.



Unsere letzte Hoffnung war, dass tiefer im Fels inneren, die Kristalle ganz geblieben sind. Am nächsten Tag machte ich mich wieder auf den Weg zur Kluft. Ein letzter Versuch ins Felsinnere zu gelangen und den Kluftdeckel vollständig zu entfernen. Bis jetzt haben wir etwa 50cm des Kluftdeckels entfernt, doch jetzt begann er richtig hart und auch immer dicker zu werden. Mein Tag bestand darin mühselig wenige Centimeter Granit zu entfernen und immer wieder ein paar Kristalle rauszufischen. Normalerweise hätte ich es erst gar nicht probiert derart harten Fels abzubauen, doch die Kristalle die zwischendurch zum Vorschein kamen spornten mich an.

Nach vielen Stunden Arbeit zahlte sich mein Durchhaltevermögen schliesslich doch noch aus. Ich konnte einige Rauchquarzgruppen mit bis zu Fingerlangen Spitzen bergen. Zwei davon schafften es sogar in die Vitrine.



Eine schöne Stufe steckte noch im Lehm. Ich konnte sie an diesem Tag nicht mehr rausnehmen, da die Öffnung noch vergrössert werden musste um sie unbeschädigt herauszuholen. Mit schwerem Rucksack machte ich mich schliesslich auf den Weg ins Tal.

Am dritten Tag, wieder mit meinem Vater unterwegs, machten wir uns wieder an die Arbeit. Wir spitzten den Kluftdeckel noch weiter auf, bis genügend Platz da war um die Stufe sicher zu bergen.



Die Stufe enttäuschte nicht. Eine Grüppli mit langen, schlanken Spitzen, alle ganz, erschien aus dem Chloritlehm. Eine weitere Stufe für die Vitrine.

Der Kluftlehm war immer noch sehr dick und schien noch nicht aufzuhören, doch mit den Grüppli war es nun fertig. Immer wieder steckte ein Einzelspitz im Lehm doch nicht mehr so häufig wie zuvor. Die Kluft schien zu Ende zu sein. Doch plötzlich wurde die Kluft ganz hinten noch viel grösser. Der Hohlraum verdoppelte sich in der Höhe. Es entpuppte sich allerdings bald als eine Täuschung. Zwar war der Hohlraum noch voller Kluftlehm, doch Kristalle gab es keine mehr. Das Quarzband war zu klein für die Kluft. Dann hiess es zusammenpacken und ab ins Tal. Trotz der kleinen Entäuschung am Schluss war die Kluft ein unerwarteter Erfolg. Manchmal lohnt es sich auch bei einer alten Kluft nochmal genauer hinzuschauen.



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